Urbane Landwirtschaft im Leipziger Westen

Ein Gastbeitrag von Petra Mattheis und Sascha Nau über Annalinde, die als als gemeinnützige Organisation soziale urbane Landwirtschaft im Leipziger Westen betreibt. Es gibt einen Gemeinschaftsgarten und eine Gärtnerei, wo Gemüse naturnah kultiviert wird. Im Rahmen des Projektes Wunderwesten sprachen sie im August 2015 mit Ellen Klein, die seinerzeit unter anderem die Kräuter-Arbeitsgemeinschaft leitete.

Wie kamst du nach Leipzig?
Ich bin 1985 in Sachsen geboren, aber ich kann mich nicht wirklich an die DDR erinnern. Ich bin in Leipzig/Grünau in die Kita gegangen und später sind wir aufs Land nach Thüringen gezogen. Studiert habe ich in den alten Bundesländern. Ich studierte in Bayern, Baden-Württemberg und Zürich. Mein Kunsttherapiestudium habe ich in Stuttgart beendet. Dort wollte ich nicht bleiben.

Wo wollte ich hin? Leipzig erschien mir als eine besondere Stadt. Ich kannte Leipzig von Besuchen, hatte hier Freunde aus der Schulzeit und ich wusste, dass mir das gefallen wird. Das war 2010 und tatsächlich fühle ich mich hier sehr wohl. 2012 habe ich dann ein zweites Studium in Sozialer Arbeit begonnen und dies im letzten Herbst abgeschlossen.

Ist es ein großer Unterschied zu Stuttgart?
Ja, Stuttgart ist eine Autostadt. Ich bin dort gependelt, musste mit dem Zug zur Uni. Die Stadt ist ein sehr dichtes Ballungsgebiet. Es ist sehr voll. Und es zählen dort Dinge, die mir nicht so wichtig sind. Und das habe ich damals gefühlt. Hier in Leipzig ist das zum Glück anders.

Auf welche Dinge legst du Wert?
Als Studentin hatte ich nicht so viel Geld. Ich konnte nicht an so vielen Dingen teilhaben, wie ich wollte. Ich musste mich einschränken. In Leipzig ist das viel einfacher. Es gibt nicht so hohe Barrieren, was die Teilhabe an öffentlichen Dingen angeht.

Wie bist du auf Annalinde aufmerksam geworden?
Das war ganz lustig. Ich bin innerhalb von Leipzig in den Westen gezogen, war spazieren und lernte dabei Philipp kennen. Er ist mittlerweile Gärtner in der Gärtnerei von Annalinde. Auf einer Brachfläche buddelte er gerade Stöcke in Säcke ein. Und ich fragte ihn, was er da macht und er erklärte mir, dass dies Himbeeren seien und dass er mit anderen diese Fläche bewirtschaften wolle. Wir kamen ins Gespräch und er lud mich ein, doch mal zur nächsten Party zu kommen.

Damals hieß der Garten noch nicht Annalinde und die Initiatoren haben abendliche Parties mit DJs unter dem Label Adams Garten veranstaltet. Als künstlerische Komponente wurden auch Bilder ausgestellt, z.B. Kressebilder. Oder es wurde gezeigt, wie Urban Gardening in anderen Städten aussieht. Das fand ich spannend. Mit der Saison 2012 sollte es richtig losgehen und ich wollte mitmachen. Die erste Gruppe war sehr klein und ich war dabei. Seit dem fühle ich mich zugehörig.

»Der Garten ist für uns eine Spielwiese, ein Treffpunkt, auf dem wir uns ausprobieren können.«

Weißt du, wofür die Fläche vorher verwendet wurde?
Ich weiß, dass die Fläche über viele Jahre brach lag. Eigentümer ist die Stadt. Damals wollte keiner das Gelände haben. Von hier aus gibt es auch einen Eingang in das ehemalige Gewölbe des Felsenkellers. Dort fand auch einmal eine Adams Garten – Party statt.

Ein bisschen bangen wir zur Zeit, um unser Gelände. Wenn das ehemalige Victoriara verkauft würde, dann müssten wir einen Teil der Fläche abtreten, weil es einen Eingang vom Garten zum Felsenkellergewölbe gibt. Dazu gehört auch die Treppe, die wir zur Zeit nicht benutzen.

Soziale und urbane Landwirtschaft im Leipziger Westen mit ANNALINDE
Soziale und urbane Landwirtschaft im Leipziger Westen mit ANNALINDE
Soziale und urbane Landwirtschaft im Leipziger Westen mit ANNALINDE
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Soziale und urbane Landwirtschaft im Leipziger Westen mit ANNALINDE
Soziale und urbane Landwirtschaft im Leipziger Westen mit ANNALINDE
@regentaucher.com

Bis wann läuft euer Pachtvertrag?
Bis Frühjahr 2017. Dann wird neu entschieden, wie die Fläche weiter verwendet wird. Wir würden gern weiterhin dort bleiben. Es haben sich auch Freundschaften innerhalb des Gartens entwickelt. Wir erleben gemeinsam Sachen, verbringen Zeit zusammen, der Garten ist für uns auch eine Spielwiese, ein Treffpunkt, auf dem wir uns ausprobieren können. Wir gestalten das zusammen. Das ist ein wichtiger Punkt.

Wohnen die Menschen, die bei Annalinde arbeiten, auch hier in der Nähe?
Ganz vereinzelt kommen welche aus anderen Vierteln. Der Großteil hat in Lindenau oder Plagwitz sein Zuhause. Ich denke es spielt eine große Rolle, wie lange die Anfahrt ist.

Jetzt den ganzen Beitrag lesen im Wunderwesten

Bis zum nächsten Bohei & Tamtam sind
es noch …

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